Die Lubrański-Akademie
Die galerie
Lubrański-Akademie Sammlungen des ErzdiözesanmuseumsDie im Jahr 1518 auf der Dominsel von Bischof Jan Lubrański gestiftete Akademie war die erste moderne Bildungsanstalt in Polen, an der im Geiste des Renaissance-Humanismus gelehrt wurde. Ihre Blüte erlebte die Akademie in den Zeiten, als der berühmte deutsche Humanist Christoph Hegendorfer (1519-35) dort lehrte. Die Akademie konnte sich damals mit den vergleichbaren Einrichtungen in Europa messen. Zu ihrem Lehrkörper zählten berühmte Professoren und das Lehrprogramm war außerordentlich innovativ. In den Jahren 1562-71 erlebte die Akademie unter der Leitung von Benedykt Herbest erneut eine Phase der Exzellenz. Zu ihren besten Zeiten studierten die Söhne mächtiger großpolnischer Magnatenfamilien an der Akademie, welche die Reformation unterstützten. Aber auch die Abkömmlinge aus niedrigeren sozialen Klassen zählten zu ihren Schülern. Zu den Absolventen der Akademie gehören u.a. der Dichter Klemens Janicki, die Schriftsteller Krzysztof und Łukasz Opaliński, der Arzt Józef Struś sowie der Mathematiker, Astronom und Philosoph Jan Śniadecki. Das 17. Jahrhundert brachte den Niedergang der Akademie (die damals zur Krakauer Universität gehörte), deren Lehrniveau und Lehrtätigkeit hinter der des Posener Jesuitenkollegs zurückblieb. Die Akademie bestand bis zum Jahr 1780, als sie mit der Akademia Wielkopolska (dem früheren Jesuitenkolleg) zusammengelegt wurde. Damals wurden die Bibliothek des Domkapitels und das Priesterseminar in dem Gebäude der ehemaligen Akademie untergebracht. Seit 1926 befand sich dort das Archiv der Erzdiözese. Im Jahr 1936 wurde im Erdgeschoss eine Ausstellung der Sammlungen des Erzdiözesanmuseums eröffnet.
Der Bau des Akademiegebäudes wurde im Jahr 1518 begonnen und dauerte noch lange nach dem Tod von Bischof Lubrański († 1520) an. Die letzten Rechnungen stammen aus dem Jahr 1530, als das Gebäude sicher fertiggestellt wurde. Im Erdgeschoss der Akademie befanden sich die Vorlesungsräume, im Obergeschoss die Unterkünfte für die Professoren und Studenten, eine Bibliothek und eventuell eine Kapelle. Die Auditorien im Ostflügel hießen Rhetorik und Grammatik. Das Gebäude wurde vielfach restauriert und im 18. Jahrhundert innen teilweise umgebaut. Im Jahr 1689 wurde im Obergeschoss eine Druckerei untergebracht. Auch die Akademie wurde von Kriegswirren nicht verschont: So wurden die Räume der Akademie 1711 von dort stationierten Moskauer Soldaten verwüstet. In den Jahren 1924-25 wurde das Gebäude nach einem Projekt von Kazimierz Ruciński umgebaut. Im Zuge dieses Umbaus erhielt die Fassade ihren klassizistischen Charakter. Im Rahmen der letzten grundlegenden Renovierung, die im Jahre 2007 abgeschlossen wurde, wurden auch archäologische Untersuchungen durchgeführt. Dabei entdeckten die Forscher unter dem Westflügel die Überreste eines älteren Gebäudes, das sich an der Stelle befunden hatte, an der später die Akademie errichtet wurde. Es handelte sich ganz sicher um ein Fachwerkhaus mit Turm (14. - 15. Jahrhundert), das von einem kirchlichen Würdenträger bewohnt wurde.
Das Gebäude der Lubrański-Akademie beherbergt seit 2007 das Erzdiözesanmuseum, in dem wertvolle Sammlungen sakraler Kunstwerke aus ganz Großpolen zu sehen sind.