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Die Kirche der Allerheiligsten Jungfrau Maria (Marienkirche)
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Die Kirche der Allerheiligsten Jungfrau Maria (Marienkirche)
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Kirche der Allerheiligsten Jungfrau MariaDie kleine Kirche ist eine Perle der gotischen Architektur. Sie wurde wahrscheinlich an der Stelle errichtet, an der sich zu Zeiten Mieszko I. die zu seiner Pfalz gehörende Kapelle befand. Bis zum 19. Jahrhundert wurde die Kirche in den Quellen mit dem Zusatz "in Summo" - d.h. auf der Burg erwähnt.
Ihr Bau im 15. Jahrhundert geht auf die Initiative des Domkapitels und des Bischofs Andrzej von Bnin zurück. Das im Jahr 1444 fertiggestellte hallenartige Kirchenschiff fiel kürzer aus als ursprünglich geplant. Der Grund hierfür waren sicherlich Probleme bei den Bauarbeiten, die darauf zurückzuführen waren, dass das Gebäude auf den Überresten eines älteren Bauwerkes gründete. Die Bauarbeiten zur Errichtung des Kirchenkorpus wurden von Hanusz Prus geleitet, der wahrscheinlich ein Schüler des berühmten westpommerischen Architekten Henryk Brunsberg war. Dafür sprechen u.a. das homogene hallenartige Kircheninnere und die Keramikdekoration der Fassade aus profilierten, glasierten Ziegeln, die ursprünglich sehr viel reicher ausgefallen sein könnte. 1445 wurde das Gebäude auf der Westseite mit einer Wand abgeschlossen, deren reich geschmückter, von Weitem sichtbarer Giebel zu den schönsten in Großpolen zählt und der von Jan Lorek aus Kościan errichtet wurde. In den Jahren 1444-47 erhielt die Kirche ihr Sterngewölbe (das von dem Posener Baumeister Mikołaj und seinem Sohn errichtet wurde), das in Teilen bis heute erhalten ist. Die Kirchenweihe erfolgte im Jahr 1448.
Das Kircheninnere kann von Touristen nicht besichtigt werden: Seit einigen Jahren werden hier aufgrund des schlechten technischen Zustandes umfassende Renovierungsarbeiten durchgeführt. Schon im 19. Jahrhundert drohte der Kirche der Abriss, von dem sie nur durch eine Reihe glücklicher Umstände verschont blieb. So mussten die Preußen, die die Abtragung der Kirche bereits 1805 vorbereitet hatten, die Stadt 1806 auf der Flucht vor den napoleonischen Truppen verlassen. 1817 verkündeten die preußischen Behörden erneut ihr Vorhaben, die Kirche abreißen zu wollen, aber die Versteigerung der Kirche scheiterte. In dieser Zeit vermietete das Kapitel die Kirche als Lager. Ein Jahr später besuchte der preußische Thronfolger, der zukünftige Friedrich Wilhelm IV., die Kirche. Er erkannte ihre Schönheit und verbot den Abriss. Der Vorschlag des Fürsten Antoni Radziwiłł die Kirche als Mausoleum der ersten Herrscher zu nutzen, wurde zwar zunächst aufgenommen, letzten Endes jedoch wieder verworfen. Im Jahr 1841 erklärte der Bauinspektor Karl Heinrich Schinkel die Kirche für baufällig und forderte das Kapitel zum sofortigen Abriss auf. Das Kapitel plante jedoch schon seit geraumer Zeit die umfassende Instandsetzung dieses alten und für die Stadt so wichtigen Gotteshauses. Ein Vorhaben, das bis zu diesem Zeitpunkt einzig und allein am Fehlen der erforderlichen finanziellen Mittel gescheitert war. Die Renovierung konnte zwischen 1859-62 während der Amtszeit von Erzbischof Leon Przyłuski durchgeführt werden.
Die Kirche betritt man heute über eine in das gotische Portal eingebettete neogotische Tür, die ungefähr auf das Jahr 1890 datiert. Auf der Nordseite befindet sich ein zweites Portal, das wahrscheinlich im 19. Jahrhundert zugemauert wurde. Das Kircheninnere (Polychromien und Hauptaltar) wurde nach Entwürfen des berühmten Malers Wacław Taranczewski aus dem Jahr 1954 gestaltet. In den Nischen unter den Fenstern befanden sich Szenen aus dem Leben Marias, über dem zugemauerten Portal ein Muttergottesgemälde, auf dem sie von Andrzej von Bnin und Walenty Dymek (Erzbischof von 1945-56) angebetet wird. Die Glasmalereien wurden ebenfalls von Taranczewski entworfen und in der Posener Werkstatt von Zygmunt Kośmicki angefertigt.
An einer Ecke der Kirche ist ein stark abgewetzter Stein zu sehen. Der Legende zufolge berührten die Angehörigen der polnischen Armee den Stein mit ihren Schwertern, bevor sie in die Schlacht zogen und zwar als Zeichen dafür, dass sie unter dem Schutz der Muttergottes zu kämpfen gedachten. Dieser Stein wird auch Teufelsstein genannt, da der Teufel angeblich bei seinem Bestreben die Fundamente der Kirche aus dem Erdreich zu reißen, so stark an dem Stein gezogen haben soll, dass auf ihm die tiefen Rillen entstanden sind.
Rund um die Kirche werden archäologische Ausgrabungen durchgeführt.