Die St.-Peter-und-Paul-Kathedrale
Die galerie
Die St.-Peter-und-Paul-Kathedrale Innenräume der Kathedrale Domkapellen Die Kathedrale als königliche Nekropole; die Goldene Kapelle Bischofs - und AdelsgrabmälerDie von Weitem sichtbare Kathedralbasilika ist ein besonderer Ort. Als Nekropole der ersten Piasten zeugt sie von den Anfängen des polnischen Staatswesens. Als PRIMA SEDES EPISCOPORUM POLONIAE ( erster Bischofssitz Polens ), wie die Inschrift über dem Haupteingang verkündet, zeugt sie von den Anfängen des Christentums in Polen.
Innenausstattung. Vom Domplatz her kommend betritt man das Gotteshaus durch eine moderne, in das gotische Hauptportal eingelassene Tür. Über dem Portal ist eine gotische Rosette zu bewundern. Das im gotischen Stil gehaltene Kircheninnere wirkt etwas dunkel. Es verfügt über Sterngewölbe und durch spitzbogige Arkaden voneinander getrennte Seitenschiffe. An die Seitenschiffe schließen sich 12 Kapellen (meist barocke), zwei Sakristeien und eine Vorhalle an. Der Chorraum (die Entwürfe für die Glasmalereien stammen u.a. von Wacław Taranczewski) und der Chorumgang sind mit Rippengewölben gedeckt.
Die Ausstattung des Presbyteriums wurde nach dem 2. Weltkrieg von anderen Orten in die Kathedrale verbracht. So stammt z. B. der Hauptaltar des Gotteshauses - ein fantastisches spätgotisches (im Jahre 1512 fertiggestelltes) Polyptychon mit zwei Flügelpaaren - aus der Guhrauer Stadtpfarrkirche. Die barocke Kanzel und das Taufbecken stammen aus einer ehemals evangelischen Kirche in Militsch, das auf den Anfang des 15. Jahrhunderts datierte Chorgestühl aus Görlitz.
Bischofsgräber. Traditionsgemäß wurden die Posener Kanoniker und Bischöfe, die meist aus großpolnischen Adels- und Magnatengeschlechtern stammten, nach ihrem Tode in der Posener Kathedrale zu Grabe gelegt. An den Ort ihrer Bestattung wies eine Platte im Fußboden der Kirche hin (diese wurden zunächst aus Stein, später aus Bronze gefertigt). Die älteste in der Kathedrale zu bewundernde Bronzegrabplatte wurde in Flandern für Bischof Andrzej von Bnin angefertigt. Die Grabplatten für Uriel und Łukasz Górka wurden in der Vischer-Werkstatt in Nürnberg in Auftrag gegeben - der zur damaligen Zeit berühmtesten Gießerei in Europa. Während des 2. Weltkrieges wurden die wertvollen Grabtafeln von den Deutschen aus der Kathedrale entwendet. Sie tauchten erst viele Jahre nach Kriegsende in der St. Petersburger Eremitage wieder auf und wurden 1990 an ihren ursprünglichen Bestimmungsort zurückgebracht.
Eines der kostbarsten Bischofsgrabmäler im Posener Dom ist das Grabmal von Jan Lubrański (in der Kapelle des Hl. Jan Kanty), dem 1520 verstorbenen Begründer der nach ihm benannten Akademie. Das von seinem Nachfolger Bischof Piotr Tomicki gestiftete Grabmal ist aus rotem, ungarischem Marmor gefertigt und stammt aus der Werkstatt von Bartolomeo Berecci, dem Schöpfer der Sigismundkapelle im Waweldom in Krakau. Es ist die älteste Renaissancegrabplatte im Posener Dom. Das elegante, aus rotem Marmor und hellem Sandstein gefertigte Grabmal des 1574 verstorbenen Bischofs Adam Konarski (Dreifaltigkeitskapelle), zu dessen Lebzeiten sich die Jesuiten in Posen niederließen, ist ein Werk von Hieronymus Canavesi (1576). Auch die ungefähr auf das Jahr 1560 datierende Renaissancegrabtafel von Bischof Benedykt Izdbieński (im Chorumgang) sowie die frühbarocke Grabtafel von Adam Nowodworski († 1634), als deren Schöpfer Wilhelm Richter, ein Schüler des berühmten Danziger Bildhauers und Architekten Abraham van den Blocke gilt (gegenüber der goldenen Kapelle), sind wahrlich meisterhafte Darstellungen.
Der Brauch Grabkapellen zu stiften, verbreitete sich im 15. Jahrhundert. Einige von ihnen verwandelten sich mit der Zeit in Familienmausoleen. Zu den prächtigsten gehört die Sakramentskapelle - die Kapelle der mächtigen Górka-Familie.
Die Goldene Kapelle. Die besonders pracht- und würdevolle Goldene Kapelle - das königliche Mausoleum - geht auf eine gesellschaftliche Initiative aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zurück. Zu Zeiten der polnischen Teilung sollte die im byzantinischen Stil gehaltene Kapelle an die glanzvolle Vergangenheit Polens erinnern. Das Mausoleum fungiert als eine durch Symbole ausgedrückte Zusammenfassung der polnischen Geschichte. Maßgeblicher Autor dieses Programms war Graf Edward Raczyński. In der Kapelle fand ein Sarkophag Platz, in dem sich (wahrscheinlich) die sterblichen Überreste von Mieszko I. und Bolesław dem Tapferen befinden. Die mächtigen Standbilder, die Mieszko I. als Priester und Bolesław den Tapferen als Ritter darstellen, sollten die Natur der Macht versinnbildlichen. Sie sind ein Werk von Christian Daniel Rauch. Die Wandgemälde heben zwei bedeutende Ereignisse aus den Anfängen des polnischen Staatswesens hervor: die Taufe und den Gnesener Kongress. Auf dem vor Gold glänzenden Gewölbe der Kuppelinnenseite ist Christus Pantokrator zu sehen. Den Altar ziert ein Mosaikbild der Muttergottes.
Die Kathedrale als königliche Nekropole. Es ist anzunehmen, dass Mieszko I. und Bolesław der Tapfere traditionsgemäß im Posener Dom bestattet wurden. Bei archäologischen Ausgrabungen im 20. Jahrhundert wurden die Überreste zweier Grabmäler gefunden, von denen man annimmt, dass es die Gräber der ersten Piasten sind (sie können in der Krypta der Kathedrale besichtigt werden). Die Meinungen darüber, ob Bolesław der Tapfere und sein Vater tatsächlich in der Posener Kathedrale ruhen, sind allerdings geteilt.
Dass der 1296 ermordete polnische König Przemysł II. im Dom begraben wurde, ist hingegen unbestritten. 1995 wurde in der Kapelle des Hl. Stanislaus, Bischof und Märtyrer (die von der königlichen Kapelle abgetrennt wurde, in der sich das Grabmal des Königs bis zum 14. Jahrhundert befand) ein monumentales bronzenes Epitaph eingeweiht, das Przemysł II., seine Gemahlin Rycheza und Przemysł I. verewigt.
Heute erinnert in der Mitte des Hauptschiffes eine Inschrift daran, dass der Posener Dom die letzte Ruhestätte von Königen und Herzögen aus der Piasten-Dynastie ist.
Baugeschichte. Die erste vorromanische Kathedrale war ein aus Stein gebautes dreischiffiges Gotteshaus (vgl.: Geschichte der Burg). Es wurde in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts an der Stelle errichtet, an der sich zuvor provisorische Baptisterien befunden hatten, deren Relikte man in der Krypta besichtigen kann (Eingang am Nordturm). Die Kirche wurde im Jahr 1038 im Verlauf eines Feldzuges des böhmischen Herzogs Břetisłav zerstört und höchstwahrscheinlich einige Jahre später umgebaut. Dabei wurde die dreischiffige Anlage beibehalten und das Westwerk ausgebaut. In der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts wurde das Westwerk abgetragen und durch eine modernere Fassade mit zwei Türmen ersetzt. Bis zum heutigen Tag sind in der Domfassade Mauerfragmente der romanischen Kathedrale sichtbar.
1243 wurde mit dem Umbau des Ostwerks begonnen, in dessen Verlauf ein gotisches Presbyterium errichtet wurde. Im Jahr 1356 begann man die Kirchenschiffe von Grund auf zu erneuern, die nun die für die Gotik typische, aufstrebende Form erhielten. Wahrscheinlich war es eine Baukatastrophe, die dazu führte, dass auch das Ostwerk bereits gegen Ende des 14. Jahrhunderts umgebaut wurde - damals entstand der Chorumgang mit dem Kapellenkranz.
Nach einem Brand im Jahr 1622 begann man mit dem Umbau der gotischen Kathedrale. 1725 wurden die Turmhelme und der Westgiebel bei einem heftigen Sturm beschädigt. Nach dem Wiederaufbau hatten sie eine barocke Form. Der Umbau des Gotteshauses dauerte fast 100 Jahre. In dieser Zeit wurde die - bisher noch überwiegend gotische - Ausstattung der Kathedrale verändert. Nach einem weiteren Brand im Jahr 1772 erhielt das Kircheninnere eine spätbarocke Gestalt, die bis zum 2. Weltkrieg erhalten blieb. Die Fassade wurde nach klassizistischen Entwürfen umgebaut und später u.a. durch neue Turmhelme ergänzt.
In dieser Form existierte die Kathedrale fast unverändert bis 1939. 1945 wurde sie stark zerstört. Vor dem Wiederaufbau wurden umfassende archäologische Untersuchungen durchgeführt. Schließlich entschied man sich, die Kathedrale im gotischen Stil wieder aufzubauen, die Kapellen jedoch in der Form zu belassen, in der sie bis 1945 existierten, d. h. in überwiegend barocker Gestalt. 1956 war der Wiederaufbau weitgehend abgeschlossen.