Das Kantoreigebäude
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KantoreigebäudeDas gegenüber der Kirche der Allerheiligsten Jungfrau Maria stehende Kantoreigebäude zeugt von dem überaus reichen musikalischen Leben, das sich über mehrere Jahrhunderte hinweg in der Posener Kathedrale abspielte. 1512 gründete Bischof Jan Lubrański das Psalmistenkollegium. Dabei handelte es sich um eine aus zwölf Geistlichen bestehende Gruppe, deren Pflicht es war, im Dom täglich die Votivmesse vom Heiligen Kreuz zu singen. 1624 wurden die Mitglieder des Kollegiums zusätzlich dazu verpflichtet, fast den ganzen Tag über Psalme zu singen - dabei traten sie immer zu zweit auf und wurden nach einer Stunde von einem anderen Sängerpaar abgelöst. Das Psalmistenkollegium wurde damals von Schülern der Lubrański Akademie unterstützt.
Das Kapitel stiftete den Psalmisten eine Kanonikerkurie auf dem "Vikardamm". Dabei handelte es sich um ein Holzgebäude, an dessen Stelle noch zu Lebzeiten von Bischof Lubrański († 1520) das gemauerte, spätgotische Kantoreigebäude errichtet wurde. An den Stifter erinnert das an der Front- und Westfassade angebrachte Godziemba-Wappen von Jan Lubrański - eine Kiefer mit drei Ästen und fünf Wurzeln. Die Südfassade wird von einem Ziergiebel bekrönt. Im Jahr 1529 wurde im großen Saal im Erdgeschoss der Kantorei ein Pfeiler eingezogen, auf dem die Wasserstände der Hochwässer markiert wurden, von denen Posen immer wieder heimgesucht wurde. Die höchste Markierung des Pfeilers ist mit der Jahreszahl "1698" versehen.
Das Psalmistenkollegium existierte bis zum Jahr 1810. Allerdings diente das Kantoreigebäude bereits seit Ende des 18. Jahrhunderts als Unterkunft für die Dombediensteten und seit 1844 als Kinderverwahranstalt. 1858 wurde unter den Mitgliedern des Domkapitels eine Umfrage durchgeführt, bei der sie sich entweder für die Renovierung oder aber für den Abriss der Kantorei aussprechen sollten. Wie bis heute ersichtlich, entschieden sie sich für den Erhalt des Gebäudes (Abstimmungsergebnis 10:3, zwei unentschlossen). Einer der Kanoniker schrieb, dass dank des Erhalts der Kantorei "ein Denkmal besseren Baugeschmacks erhalten bleibe, als der, mit dem zu späteren Zeiten gebaut werde" (!). Bei den Renovierungsarbeiten in den Jahren 1860-61 wurde die ursprüngliche Anordnung und Dekoration der Fenster leicht verändert und die das Gebäude verunstaltenden Anbauten entfernt.
Das Bauwerk wurde 1945 stark zerstört und zwei Jahre später wieder aufgebaut.