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Die Geschichte der Burg auf der Dominsel
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Geschichte Burg auf Ostrów TumskiDie Entstehungsgeschichte der Stadt Posen begann auf der Dominsel - damals eine Sandinsel an den Gabelungen der Flüsse Warthe und Cybina. Der Ort war sowohl unter militärischen als auch unter verkehrstechnischen Gesichtspunkten gut für die Besiedlung geeignet. Spätestens zwischen dem 9. und dem 10. Jahrhundert ließen sie hier die ersten Siedler nieder. Damals entstand im Nordteil der Insel eine kleine Burg mit hölzerner Bebauung. Diese Burg ließ Mieszko I. um die Mitte des 10. Jahrhunderts zu einer mächtigen Festung ausbauen, mit der die Anfänge des polnischen Staatswesens und des Christentums in Polen verknüpft sind.
Mit der Zeit wurde die Burg nach den Bedürfnissen des Fürsten und seines Hofes beträchtlich erweitert. So entstand an der Ostseite ein zweiter, etwas größerer Teil (der sogenannte Domteil), der von einem Wall umgeben war. Etwa zur gleichen Zeit entstand auch die Siedlung in Zagórze, die wahrscheinlich von mächtigen Gefolgsleuten des Fürsten bewohnt wurde und den dritten Teil des Burgkomplexes ausmachte.
Im Fürstenteil, dort wo sich heute die Kirche der Allerheiligsten Jungfrau Maria befindet, wurde für Mieszko I. ein zweigeschossiges Palastgebäude aus Stein errichtet (das sogen. Palatium). Dieses Gebäude, zu dem auch eine Marienkapelle gehörte, die traditionsgemäß von Dubrawka, der Gattin von Mieszko I. gestiftet wurde, war wahrscheinlich das erste monumentale Bauwerk im Piastenstaat. Die bei den seit 1999 andauernden Ausgrabungsarbeiten aufgedeckten Überreste des Palatiums (vgl.: Palatium von Mieszko I.) sind derzeit noch nicht zu besichtigen. Im Fürstenteil der Burg befand sich u.a. auch eine Goldschmiedewerkstatt, in der Schmuckstücke für die Fürstenfamilie sowie liturgische Gegenstände angefertigt wurden.
In der 2. Hälfte des 10. Jahrhunderts wurde auch der zweite Teil des Nordteils der Burg umgebaut. Dort entstand ein Baptisterium (das vielleicht mit einer kleinen Kapelle oder Kirche verbunden war). Unter dem Hauptschiff des heutigen Doms sind Reste des Baptisteriums erhalten geblieben, die als Taufbecken interpretiert werden. Der Bau des Baptisteriums erfolgte im Zusammenhang mit der Gründung einer Missionsstation auf der Dominsel durch Bischof Jordan (seit 968 Bischof von Polen mit Sitz in Posen), der sich hier wahrscheinlich mit dem Gefolge von Dubrawka aufhielt.
Die Initiative zur Errichtung des Posener Doms an der Stelle, wo sich früher das Baptisterium befand, geht entweder auf Bischof Jordan oder aber auf spätere Zeiten zurück, vielleicht sogar auf die Zeit nach dem Jahr 1000. Für die frühe Entstehung des Gotteshauses (in der 2. Hälfte des 10. Jahrhunderts) spricht die Tradition, nach der Mieszko I. († 992) und Bolesław der Tapfere († 1025), die ersten polnischen Herrscher, in der Posener Kathedrale bestattet wurden. Die frühromanische Kathedrale war ein mächtiges, gemauertes, dreischiffiges Gotteshaus, dessen westlicher Teil das Kirchenschiff überragte. Dieser Teil war dem Herrscher vorbehalten, der von seiner Empore aus den Innenraum der Kirche vollständig überblicken konnte und gleichsam über der Schar der Gläubigen thronte.
Einige Historiker sind der Meinung, dass die mächtige Burg auf der Dominsel zum wichtigsten Zentrum des neu gegründeten Piastenstaats wurde und erst in den 70er und 80er Jahren des 10. Jahrhunderts zugunsten der Stadt Gnesen an Bedeutung verlor. Doch selbst danach gehörte sie zu den wichtigsten Burgen. Gegen Ende des 10. Jahrhunderts wurde die Burg im Norden um einen weiteren Teil erweitert. Die mächtigen Burgwälle (die stärksten aller Piastenburgen überhaupt) zeugen von ihrer militärischen Bedeutung. Sie verliefen entlang der heutigen Posadzego-Straße. Die Burg auf der Dominsel sollte das Zentrum des Staates (u.a. Gnesen) schützen - zweifellos vor deutschen Angriffen.
Im Jahr 1038 wurde die Dominsel bei einem Einfall des böhmischen Herzogs Břetisłav stark zerstört und wieder aufgebaut. Nach der Verlegung der Hauptstadt Polens nach Krakau durch Kasimir den Erneuerer (im 11. Jahrhundert) verlor die Posener Burg, die zuvor 100 Jahre lang eine der Hauptstädte im Piastenreich war, an Bedeutung.
Nach der Gründung der Stadt Posen am linken Wartheufer (der Gründungsakt datiert auf das Jahr 1253) blieb die Dominsel zusammen mit der Kathedrale (der "Seele" Posens) das religiöse und geistige Zentrum der Stadt. "...das ehemalige Schloss der polnischen Könige, Herrschersitz, Hauptstadt und Grabstätte; mit Bischofswürde, geehrt" - so beschrieb Jan Długosz die Stadt Posen in seiner Chronik aus dem 15. Jahrhundert ( Roczniki, czyli kroniki sławnego Królestwa Polskiego, 1. Buch).