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Grundstück Nr. 78 Das Schloss der Familie Działyński
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Grundstück Nr. 78 Das Schloss der Familie Działyński
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Schloss der Familie DziałyńskiDas auf zwei mittelalterlichen Grundstücken in den siebziger Jahren des 18. Jahrhunderts erbaute Stadtschloss mit einem kleinen Garten dahinter, stellt innerhalb der alten Stadtmauern etwas Einzigartiges dar. Der Name des Architekten ist nicht überliefert worden. Bekannt ist hingegen, dass der Umbau, der dem Ganzen die heutigen barock-klassizistischen Formen verlieh, im folgenden Jahrzehnt von Anton Hoehne geleitet wurde.
Ein besonderer Ausdruck der Ansprüche des damaligen Eigentümers, des Großmarschalls von Litauen Kazimierz Gurowski, ist die das Tympanon füllende bildhauerische Dekoration: Das in der Mitte angebrachte Familienwappen ist von Figuren römischer Soldaten und Trophäen umgeben. (Die einen Opfer- und einen Triumphzug darstellenden Reliefs auf der Attika sowie der auf dem Obelisken angebrachte Pelikan, der mit eigenem Blut tote Küken wieder zum Leben erweckt, stammen aus der Zeit des Herzogtums Warschau und sollten die Hoffnung auf die Wiedergeburt des Vaterlandes zum Ausdruck bringen.)
Eine reiche Ausstattung erhielt auch der repräsentative Rote Saal. Sie bestand aus Stuckarbeiten, die möglicherweise von Johann Christian Kammsetzer entworfen wurden, Bildnissen der Könige Stefan Bathory, Wladislaw IV. und Johann III. Sobieski in den Sopraporten, sowie aus zwei Paaren von Standbildern. Die letzteren, von Augustin Schöps, stellten Wladislaw den Ellenlangen und Kasimir den Großen sowie Wladislaw Jagello und Herzog Witold beziehungsweise − nach einer anderen Auslegung − Mesko I. und Boleslaus I. den Tapferen dar (die Repliken der im Krieg zerstörten Skulpturen hat Józef Kopczyński angefertigt).
Das von den Działyńskis geerbte Schloss wurde zu einem wichtigen Zentrum des nationalen Lebens. Es wurden darin öffentliche Vorlesungen, die quasi die Universität ersetzten, sowie Kunst- und Wirtschaftsausstellungen veranstaltet, und während der Aufstände waren hier Komitees tätig, die militärische Aktionen unterstützten.
Einen festen Platz im Gedächtnis der Nachwelt sicherte jedoch den Działyńskis vor allem die von Titus Graf Dzialynski in Kórnik bei Posen gegründete Bibliothek, die polnische Schriftdenkmäler sammelte. Seine Bemühungen wurden durch seinen Sohn Johann, sowie den Enkel Władysław Zamoyski fortgesetzt, der 1924 sein gesamtes Vermögen dem Volk vermachte.