Route 2: Der Altmarkt

Der Altmarkt hat die regelmäßige Form eines Quadrats von einer Seitenlänge ca. 140 m. Dieser Hauptplatz wird von einem Gitter sich gradewinklich kreuzender Gassen umgeben. Die Fassaden der Bürgerhäuser an den vier Seiten des Marktplatzes sind nach den Vernichtungen des Zweiten Weltkriegs im Renaissance- und Barockstil rekonstruiert worden. Den Hauptakzent der Marktansicht setzt das Renaissancegebäude des Rathauses - ein Werk des italienischen Baumeisters Giovanni Battista di Quadro von Lugano aus der Mitte des 16. Jh. Die monumentale, mit einer dreigeschossigen Arkadenloggia geschmückte Frontfassade ist mit einer hohen Attika mit drei Türmchen gekrönt. Den ältesten Teil des Bauwerkes bildet das Kellergeschoß mit vier quadratischen Räumen, abgeschlossen mit einem frühgotischen Kreuzgewölbe. Hier und im Erdgeschoß sowie in den Prunksälen des Obergeschosses - mit dem Renaissancesaal (sog. Große Halle ) und seinem berühmten Gewölbe aus dem Jahre 1555 an der Spitze - befindet sich das Museum für die Geschichte der Stadt Poznań . Seine Dauerausstellung spannt den Bogen von den Anfängen Posens im 10. Jh. bis zum Jahre 1945 und umfaßt u. a. archäologische Funde aus dem Stadtgebiet, ein Model der Posener Burg aus dem 10. Jh. sowie einen plastischen Plan der mittelalterlichen Stadt, erhaltene architektonische Details der historischen Bebauung, Kunstgewerbe und Gemälde.


1551 wurde am Rathaus das von Bartholomäus Wolf aus Guben gebaute Uhrwerk an der Rathausfassade installiert. Jeden Tag, wenn die Uhr den Mittag schlägt, öffnet sich die kleine Doppeltür im Türmchen über dem Zifferblatt, und zwei blecherne Ziegenböckchen kommen heraus. Von dem Uhrwerk gesteuert, stoßen sie sich zwölfmal mit den Hörnern. Einer Sage nach hatte Bartholomäus Wolf zunächst nur die Uhr für das Rathaus geschaffen und sollte diese nun den Stadträten und dem Posener Woiwoden zeigen. Aus diesem Anlaß wurde ein Festmahl vorbereitet, aber der Küchenjunge paßte nicht auf, und die für den Schmaus bestimmte Rehkeule verbrannte. Um die Situation zu retten, entwendete der Küchenjunge zwei Ziegenböckchen, um sie schnell am Spieß zu braten, diese sind ihm jedoch vor dem Messer auf den Rathausturm geflüchtet. Die zum Festmahl eingeladenen Gäste sahen nun diese, sich hoch auf dem Gesims mit den Hörnern stoßen. Daraufhin wünschte sich der Posener Woiwode, das Uhrwerk mit den Böckchenfiguren zu ergänzen.


Neben dem Rathaus befinden sich die sog. Krämerhäuser mit ihrem charakteristischen Laubengang, wo einst die Krämer ihre Läden hatten und oben wohnten sie. An jeder Marktecke befindet sich ein Brunnen: der Proserpina -, Apollon-, Neptun- und Marsbrunnen. Der erste, im Rokokostil gestaltet, datiert aus dem 18. Jh., die übrigen ließ man 2002 - 2005, anstelle historischer Trinkwasserquellen und Pferdetränken errichten, die im 19. Jh. abgetragen wurden. Der Pranger , abgeschlossen mit der Henkersstatue mit einem Schwert in der Hand, der Bamberka-Brunnen im Durchgang hinter den  Krämerhäusern und die barocke Figur des heiligen Johannes Nepomuk ergänzen die Reihe freistehender Bildhauerwerke am Alten Markt.


Neben dem Rathaus befindet sich die sog. Hauptwache , das im 18. Jh. errichtete (urspünglich Holzbau), klassizistische Gebäude, das Werk des berühmten warschauer Architekten Jan Christian Kamsetzer, gestiftet von Kazimierz Raczyński, dem damaligen Generallandrat von Großpolen, dessen Wappen "Nałęcz" sich an der Attika befindet. Das Gebäude beherbergt heute das Museum des Posener Aufstandes 1918-1919 .


Im südlichen Teil des Marktes, in einem nach dem Zweiten Weltkrieg errichteten niedrigen Bau befindet sich das Großpolnische Militärmuseum . Seine Dauerausstellung veranschaulicht die Geschichte des polnischen Heeres und umfaßt dessen Uniforme, Blank- Feuer- und Stockwaffen, Schutzwaffen und Rüstung sowie sonstige Heeresausstattung vom 10. bis zum 20. Jh. und einen Ausschnitt aus dem Panoramagemälde (1901) von Wojciech Kossak "Schlacht bei den Pyramiden".

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