Erzbischöfliche Basilika zu den hl. Aposteln Peter und Paul (Kathedrale)

Beschreibung

Sofort nach der Gründung des ersten Bistums (968) in der Nähe der Fürstenpfalz und der 965 auf der Dominsel gestifteten Rotunde begann Mieszko I. mit dem Bau einer dreischiffigen frühromanischen Basilika. Nach Zerstörungen in den Jahren 1038-39 wurde das Gotteshaus bis 1058 als romanische Basilika wiederaufgebaut. Im 13. Jahrhundert entstand das frühgotische Presbyterium, und in der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts das neue, gotische Kirchenschiff. Vom 14. bis zum 16. Jahrhundert dauerte der gotische Umbau, in dessen Verlauf ein neuer Chorraum mit Säulengang entstand und der Gesamtbau mit einem Kapellenkranz umbaut wurde. Im 17. Jahrhundert wurde die Kathedrale im Barockstil gründlich umgebaut (sicherlich durch Cristoforo Bonadura den Älteren, später nach Entwürfen der Brüder Pompeo und Antonio Ferrari). Nach einem Brand 1772 erhielt die Kirche eine spätbarocke Innenausstattung, die bis 1945 erhalten blieb. 1779 wurde die Fassade umgebaut (Entwurf: Ephraim Schroeger), 1790 wurden neue Turmhelme aufgesetzt (Entwurf: Bonaventura Solari). Während der Kämpfe um Posen Anfang 1945 wurde die Kathedrale schwer beschädigt. Der Wiederaufbau erfolgte 1948-1956 nach Plänen von Franciszek Morawski; dabei wurden am Baukörper die gotischen Formen des 14. und 15. Jahrhunderts wiederhergestellt; bei den Turmhelmen wurde der Stand der Jahre 1725-29 restauriert.

Der Haupteingang zur Kathedrale befindet sich in der Frontfassade und führt durch ein gotisches Portal des 15. Jahrhunderts und ein Bronzetor (Entwurf: Kazimierz Bieńkowski, 1979). Darauf Szenen aus dem Leben der Hl. Peter und Paul. Über dem Portal ein hohes gotisches Fenster mit Rosette, darüber ein Treppengiebel mit Blindfenstern. Im unteren Teil des Südturms ist die romanische Oberfläche der Steinmauer erhalten.

Die Posener Kathedrale ist eine dreischiffige Basilika mit Säulengang und Seitenschiffen, an die sich 12 Kapellen, 2 Sakristeien und eine Vorhalle anschließen. Chorraum und Säulengang sind mit Rippengewölben gedeckt, Haupt- und Seitenschiffe mit Sterngewölben. Die Ausstattungsgegenstände im Chorraum wurden nach dem 2. Weltkrieg aus Niederschlesien nach Posen verbracht. In der Mitte der spätgotische Hauptaltar, ein Polyptichon mit Reliefdarstellungen von Maria mit dem Kind, St. Barbara und St. Katharina im Mittelteil. Auf den Seitenflügeln vier Tafeln mit Reliefs der 12 heiligen Jungfrauen, und auf der gegenüberliegenden Seite gemalte Passionsdarstellungen und Heiligensilhouetten. Im Chorraum u.a. ein spätgotisches Chorgestühl aus dem 16. Jahrhundert, ein flämischer Gobelin aus dem 17. Jahrhundert, fünf spätgotische Skulpturen aus dem 18. Jahrhundert, eine spätbarocke Kanzel und ein Taufbecken von 1720, sowie vorne der für den Gottesdienst genutzte Altar von 1971 mit Flachreliefs der 12 Apostel nach einem Entwurf von Józef  Stasiński.

Im Boden vor dem Chorraum eine Bronzeplatte zur Erinnerung an den ersten Bischof Jordan mit den Namen der sieben polnischen Herrscher, die in der Kathedrale bestattet sind. Das Schiff wird abgeschlossen durch eine Orgelempore, darunter Renaissance-Gräber aus dem 16. Jahrhundert von Jan Przecławski, Janusz Przecławski, seiner Frau Anna von Sady, sowie eine Grabinschrift für Piotr Przecławski.

Viele wertvolle Kunstwerke befinden sich in den Seitenschiffen, dem Säulengang und vor allem den Kapellen, die mehrheitlich ihren barocken Charakter bewahrt haben. Aus der Innenausstattung der Seitenschiffe sind vor allem zu erwähnen: eine gotische Grabplatte für Teodorek Pradela (+ 1383), fünf Bronzegrabplatten im gotischen und Renaissancestil aus dem 14. und 15. Jahrhundert aus der Nürnberger Vischer-Werkstatt (sie wurden während des Krieges von den Deutschen geraubt und kehrten 1990 aus St. Petersburg nach Posen zurück) sowie die Grabplatte des Bischofs Benedykt Izdbieński von dem polnischen Renaissance-Bildhauer Jan Michałowicz aus Urzędów. Aus der Ausstattung der Kapellen ist vor allem die ansehnliche Renaissance-Grabplatte des Adelsgeschlechts der Górkas  von 1574 zu erwähnen, ein Werk von Geronimo Canavesi in der Sakramentskapelle sowie das Gemälde "Einzug des Heiligen Martin in Amiens" von Krysztof Boguszewski aus dem Jahr 1628 in der Martinskapelle.

Von besonderer Bedeutung sind zwei Kapellen: die Goldene oder Kapelle der Polnischen Könige und die Kapelle des Hl. Stanisław, auch Königskapelle genannt. Die erste der genannten Kapellen orientiert sich am Vorbild der byzantinischen Architektur. Sie enthält einen Sarkophag von 1840 mit den sterblichen Überresten von Mieszko I. und Bolesław dem Tapferen sowie ein Denkmal dieser beiden Herrscher, eine Arbeit  von Christian Rauch (1841). In der Königskapelle (wo einst die Grabstätte des Königs Przemysł war) ein monumentales Epitaphium des Königs von 1995, ein Werk von Marian Konieczny. Im Kellergeschoß der Kathedrale Relikte der frühromanischen und romanischen Kathedrale, die 1946 sowie 1951-56 entdeckt wurden, sowie die vermutlichen Gräber von Mieszko I. und Bolesław dem Tapferen. In dem unter dem westlichen Teil des Chorraums gelegenen Teil der Krypta wurde ein Lapidarium von steinernen Grabplatten und Epitaphien geschaffen, und zuletzt wurde 1963 in der Krypta eine Grablege für die Posener Erz- und Suffraganbischöfe angelegt.

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