Gründe des Ausbruchs

Gründe des Ausbruchs
Mitte der 50er Jahre des vergangenen Jahrhunderts, nach dem Tod Stalins, war das kommunistische System, das Mittelosteuropa aufgedrungen wurde, nicht mehr ein Monolith. Die Veränderungen in der UdSSR haben eine Korrektur der Politik von kommunistischen Behörden in Polen erzwunden. Die ersten Kritikversuche an Sicherheitsbehörden, der verhassten Stütze der kommunistischen Macht in Polen, fingen an, die Angstpsychose zu brechen.

Die Verdammung des Stalinismus und der Wille, den "Fehler- und Entstellungszeitraum" zu überwinden, liefen in Posen mit der seit Anfang der 50er Jahre zunehmenden Unzufriedenheit mit Lebens- und Arbeitsbedingungen zusammen. Großpolen, ähnlich wie der Rest des Landes, wurde in allen Lebensbereichen an das sowjetische Modell zwangsweise angepasst. Die traditionelle großpolnische Wirtschaftlichkeit war brutal gegen die Praktiken des realen Sozialismus gestoßen, die durch das Klima einer aufdringlichen Propaganda, den Klassenkampf und die früher unbekannte Ideologisierung des alltäglichen Lebens begleitet wurden. Jeder Versuch, die neue Wirklichkeit zu bestreiten, wurde im Keim erstickt und brutal unterdrückt.

Die Fiktion der sozialistischen Planwirtschaft war für die Arbeiter der großen Posener Industriebetriebe besonders schmerzhaft. Die Arbeiter, die an die Vorkriegsordnung, eine gute Arbeitsorganisation und solide Entlohnung gewöhnt waren, konnten mit immer größerer Mühe und Not ihren Familien ein würdiges Leben sichern. Die Situation wurde zusätzlich durch die bürokratische Behandlung der Arbeiter und völlige Entmündigung der Gewerkschaften verschärft. Die Arbeiter konnten eigentlich keine Postulate an die Behörden übermitteln. Die Verbesserung der Lebensbedingungen, die im dem dem sowjetischen Modell nachgestrebten Wirtschaftsentwicklungsplan angekündigt wurde, erwies sich als ein Mythos. Die Versorgung der Läden war miserabel, die Löhne niedrig, und die riesigen Wohnungsschwierigkeiten in der sich nach den Kriegszerstörungen wiederaufbauenden Stadt sehr lästig.


Die direkte Ursache des Ausbruchs der Unzufriedenheit in Posen waren die Inkorrektheiten in der Lohnberechnung, unreelle Produktions- und Produktivitätsanstiegkennziffern sowie sehr schlechte Arbeitsbedingungen in den Betrieben. Ein Ort, an dem sich die Unzufriedenheitsstimmungen konzentriert haben, waren die ehemaligen Hipolit-Cegielski- Werke Poznań, die nach dem Krieg in J.Stalin-Werke Poznań (ZISPO) umgenannt wurden. Die Belegschaft der Cegielski-Werke hat seit 1955 ihre Unzufriedenheit mit unkorrekter Berechnung der Steuern und Löhne angekündigt. Die Arbeiter haben sich auch über schlechte Arbeitsorganisation beschwert. In Hinsicht darauf, dass die Direktion die Postulate der Arbeiter nicht erfüllen konnte, versuchten die ZISPO-Belegschaftsvertreter Kontakt mit zuständigen Ministerien und der Parteiverwaltung aufzunehmen. Es wurden Bittgesuche, Schreiben und Delegationen geschickt. Die letzte hat sich am 26. Juni 1956 nach Warschau begeben, um dort die Postulate der Belegschaft darzustellen. Die Aktivität der Belegschaft von Cegielski-Werken wurde aufmerksam in anderen Betrieben in Posen beobachtet. Die Stimmung war sehr gespannt. Wegen der gerade stattfindenden Internationalen Messe Poznań hielten sich viele polnische und ausländische Gäste damals in der Stadt. In der Nacht vom 26. zum 27. Juni ist die Arbeiterdelegation, überzeugt, dass ein Teil ihrer Postulate positiv erledigt wurde, nach Posen zurückgekehrt. Am nächsten Tag früh wurden die Cegielski-Werke durch den Minister für Maschinenindustrie besucht, der sich während einer Massenversammlung teilweise aus den Warschauer Abstimmungen zurückgezogen hat. In dieser gespannten Situation, kam es am 28. Juni morgens in Posen zum Arbeiteraufruhr...